Viertes Geschoss

Erhabener Saal

Vitrien mit Münzen und Urkunden

Vitrien mit Münzen und Urkunden

Gemäldesammlung

Gemäldesammlung

Der Hohe oder Erhabene Saal der romanischen Bauphase des Wohnturms hatte ursprünglich an der Westseite einen offenen Kamin, der heute nicht mehr zu sehen ist. Die romanischen Fenster haben Sitzbänke in den Laibungen.

Dokumentation berühmter Haager Grafen

Die Geschichte zählt insgesamt 32 Haager Herrscher. 17 der bekanntesten und berühmtesten Haager Grafen sind in einer Dokumentation mit Bild und Beschreibung dargestellt, die eine wissenschaftlich ausgearbeitete Grundlage hat. Zu den Haager Grafen im Einzelnen siehe auch Forschung „Mittelalter“. Literatur dazu an der Museumskasse: Rudolf Münch: Das grosse Buch der Grafschaft Haag, Band I und II.

Kleinodien

Die Kleinodien der Grafschaft Haag, 167 Goldschmiedearbeiten, wurden von der bayerischen Besatzung 1567 nach München gebracht und sind während des Dreissigjährigen Krieges verloren gegangen.
In einer gesicherten Vitrine sind nur einige Kopien vorhanden, so das Renaissance-Relief von Graf Ladislaus 1541, ein Gold-Ciborium von Rechtmehring 1380 oder die Adler-Pfauen-Fibel der Kaiserin Agnes um 1024. Es sind auch einige Original-Stücke darunter, so das Stubenkreuz eines Haager Wehrbauern oder der Ginsheim-Kelch aus Gold, Silber und Kokosnuss. Nicht immer sind alle Kleinodien ausgestellt. Die Seelgeräte sind noch geweiht und bisweilen in einer Kirche in Gebrauch. Die Kleinodien werden bei auch nur vorrübergehender Schliessung des Museums im Tressor ausserhalb des Turmes verwahrt.

Messkelch Ginsheim 1995

Messkelch Ginsheim 1995

Münzen

Die Grafschaft Haag erhielt das Münzrecht von Kaiser Karl V am 27.6.1541 auf Batzen und Pfennige. Erweiterung dieses Münzrechts auf Taler am 9.4.1544. Am 27.5.1566 erfolgte durch Kaiser Maximilian II eine neuerliche Bestätigung des Haager Münzrechts. Seit dem Jahre 1541 wurden in Haag Batzen und Pfennige geprägt, seit 1545 Taler und Halbtaler. Seit 1978 werden in Haag die alten Münzen nachgeprägt. Alle Haager Prägungen sind im Museum ausgestellt. Dazu die in Haag gebräuchlichen und gefunden Münzen des Herzogtums Baiern und des Reichs bis zur Deutschen Mark. Auch Haager Notgeld-Scheine, Prägestöcke der Haager Taler, Regensburger Pfennige und Utensilien des Geldverkehrs. Literatur: Rudolf Münch 1997: Münzen & Medaillen des Haager Landes; 48 Seiten mit zahlreichen Fotos; an der Museumskasse für 3,00 Euro erhältlich.

Haager Eineinviertel-Taler von 1545

Haager Eineinviertel-Taler von 1545

Auszug aus dem Guinness-Buch der Rekorde 1983

Auszug aus dem Guinness-Buch der Rekorde 1983

Urkunden und Siegel

Breiten Raum nehmen die ausgestellten Urkunden aus verschiedenen Zeiten ein. In den Tischvitrinen befinden sich Original-Urkunden aus der Zeit des Mittelalters bis ins 19. Jahrhundert. Darunter auch Fragmente einer romanischen Handschrift des 12. Jahrhunderts, Rechnungsbücher von Handwerkszünften, Adelbriefe der Freiherrn von Fraunberg und aus Haag abgesandte Briefe mit den verschiedensten Franco-Vermerken, von der Thurn&Taxis-Reichspost bis hin zur ersten deutschen Briefmarke 3-Kreuzer Bayern. Die Siegelabdrücke der Haager Grafen, einiger deutscher Kaiser und Haager Ministerialen sind ebenso ausgestellt, wie einige Petschafte der Grafschaft Haag. Ein kaiserlicher Wappenbrief mit Siegel und Blattgoldverzierungen ist im Original nur zeitweise ausgestellt.

Siegel von Graf Sigmund 1509 - 1522

Siegel von Graf Sigmund 1509 - 1522

Reformation

Die Grafschaft Haag hatte schon sehr früh mit der Reformation Berührung. Das Augustiner-Kloster Ramsau war Eigenkloster der Grafschaft Haag. Hier war der Prior des Klosters Martin Glaser ein Studienkollege und Freund
Martin Luthers in Wittenberg. Als Luther im Oktober 1518 in Augsburg zum Verhör bei Kardinal Kajetan festgehalten wurde, lieh ihm Prior Glaser sein Pferd zur Flucht. 1541 heiratete der Haager Graf Ladislaus die evangelische Markgrafentochter Marie-Salome von Baden. Dadurch kam die evangelische Religion nach Haag. Nachdem 1556 von der Bevölkerung im nördlichen Teil der Grafschaft (Pfarrei Schwindkirchen) ein evangelischer Pfarrer gefordert wurde und auch in den anderen Gebieten der Grafschaft solche Tendenzen erkennbar wurden, erließ Graf Ladislaus 1558 die Religionsfreiheit für die gesamte Grafschaft Haag und bekannte sich 1559 auf dem Reichstag in Augsburg dazu. Haag war das erste Territorium im Deutschen Reich, das religiöse Toleranz gewährleistete. Der Graf wollte niemand zu einer bestimmten Religion zwingen, er wolle jeden „frei, ledig, ungezwungen seiner Conszientz und Gewissen bleiben lassen“. Jede Pfarrei wurde mit zwei Pfarrern beider Konfessionen besetzt; die Kirchen dienten beiden Konfessionen als Gotteshaus. Probleme hat es dadurch nicht gegeben. Es war in der Grafschaft die liberalste und toleranteste Zeit seiner Geschichte. Ausgestellt sind aus dieser Zeit: eine katholische Bibel von Dr.Eck vom Jahre 1537, ein evangelischer Kathechismus von 1574 und das evangelische Predigerbuch des Prädikanten Veit Gilger aus der Schwindau um 1560, mit Randglossen des Pfarrers. Weitere katholische Bücher wechseln im Jahreslauf. Eine große Übersichtskarte über die Pfarreien, die Verteilung der Konfessionen darin, sowie Pfarr- und Filialkirchen in der Grafschaft veranschaulichen die Zeit der Reformation. Dargestellt sind auch die Patronats- und Besetzungsrechte der Pfarreien durch die Haager Grafen.

Kath. Bibel von Dr. Eck von 1537

Kath. Bibel von Dr. Eck von 1537

Evang. Predigerbuch von 1572

Evang. Predigerbuch von 1572

Jagd

Im Haager Land gibt es ausgedehnte Waldungen, so der Grosshaager Forst, der Sollach, der Thann, der Rannen, der Schachen und der Kleinhaager Forst. All diese Wälder waren schon im Mittelalter gute Jagdreviere, weshalb hier das Waidwesen besonders gepflegt wurde. Die Grafschaft Haag hatte den Wildbann als kaiserliches Reichslehen. Seltenes Stück der Sammlung „Jagd“ ist ein Oplaten-Eisen mit Jagdmotiven aus der Zeit um 1600, das zur ständigen Ausstellung gehört.

Kirchen und Klöster

Die Grafschaft Haag zählte insgesamt 39 Kirchen, die in sechs Pfarreien zusammengefasst waren: Pfarrei Kirchdorf, Schwindkirchen, Schwindau, Rechtmehring, Albaching und Rieden. Die meisten Kirchen sind im gotischen Baustil errichtet, einige weisen noch romanische Elemente auf. In der Barockzeit wurden einige der Kirchen in der Ausstattung barockisiert. Die grösste Kirche und „Kathedrale der Grafschaft“ ist Kirchdorf mit der Krypta der Haager Grafen. Von dieser grossen dreischiffigen Basilika ist ein Modell (Baustand 1470) im Maßstab 1:100 mit Original-Baufragmenten der Romanik und Gotik ausgestellt. Die älteste Kirche ist die Pfarrkirche von Schwindau, deren romanische Bausubstanz unübersehbar ist. Auch davon ist ein Modell 1:100 im Baustand von 1783 ausgestellt. Klöster und Stifte standen unter Haager Vogtei: das Augustiner-Eremiten-Kloster Ramsau, das Augustiner-Chorherrn-Stift St.Wolfgang und das ausserhalb der Grafschaft Haag gelegene Augustinerkloster Gars, das ebenfalls unter Haager Vogtei stand. Vom Kloster Ramsau ist ein Modell 1:100 ausgestellt, das wie die beiden vorgenannten Kirchen-Modelle von Gerhard Kramer angefertigt wurde.

Keramikfragmente der Haager Burgküche

Von einer archäologischen Grabung aus dem oberen Schloss, im Bereich der Burgküche, stammen die Keramikscherben mit farbiger Glasur, die teilweise wieder zu Gefässen zusammengeklebt wurden. Darunter Teller, Weidlinge, Krüge und Hafen, aber auch Pferdeschellen, Manschettenknöpfe, Glasfragmente der Renaissance, Renaissance-Löwenköpfe von Kachelöfen usw. Diese Fragmente sind in der ersten Hochvitrine ausgestellt, wo weitere Funde aus anderen haagischen Burgen zusammengetragen wurden. Darunter Silberlöffel von Hohenburg, Keramikscherben mit Malhorndekor der Burg Dasing und Maßwerkfragmente der Kirche Kirchdorf. Es ist jeweils nur ein Teil des gesamten archäologischen Fundus. Der nicht ausgestellte Teil befindet sich im Archiv in Haag.

Gemälde und Skulpturen

Das Haager Land ist eine Region mit ausgeprägter Marienverehrung, die auch in der Zeit der Reformation nicht unterbrochen wurde. Es sind deshalb drei Madonna-Repliken aus dem Haager Land ausgestellt: hochgotische Madonna mit Kind von Zell um 1420, spätgotische Madonna mit Kind von Pyramoos um 1480 und neugotische Schmerzhafte Mutter Gottes von Lohen bei Albaching von dem Künstler Markgraff um 1870. An den Wänden sind Gemälde ausgestellt, die sich auf die Haager Grafen beziehen: Georg III von Fraunberg-Haag, Hans VI von Fraunberg-Haag, Graf Sigmund von Haag, Graf Ladislaus von Haag und dessen Gemahlin Marie-Salome von Baden. Dazu wird das Gemälde des Haager Landrichters Hieronymus Rentz mit Familie gezeigt, der von 1578 bis 1588 im Amt war.

Madonna von Pyramoos um 1480

Madonna von Pyramoos um 1480

 

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